Peter Schulz

Peter Schulz

Peter Schulz, Jahrgang 1967, studierte an der Universität Basel Ökonomie und setzt sich seit vielen Jahren mit der Beratung von Managern und Unternehmen – mit Schwergewicht auf Karriereplanung, Nachfolgeplanung und Eignungsdiagnostik – auseinander. Der tiefe Einblick in die berufliche und auch persönliche Lebenswelt von gestandenen Managern, gleichzeitig aber auch die Beschäftigung mit jungen Menschen am anderen Ende der Karriereleiter, motivierten Peter Schulz, über die Kriterien für die „richtige“ Studien- und Berufswahl junger Menschen kritisch nachzudenken. Aus anfänglichem persönlichem Interesse resultierte das Projekt MyDestination, mit dem Peter Schulz und weitere MyDestination-Beraterinnen und -Berater jungen Menschen helfen, die richtige Studien- und Berufswahl zu treffen. Dass die richtige Berufs- und Studienwahl nicht bei allen Menschen reibungslos abläuft, zeigt die Auseinandersetzung mit Berufsleuten, deren Fehler bei der Wahl sich oft bis weit ins Berufsleben hinein auswirken. Was es mit der Berufs- und Studienwahl auf sich hat, nach welchen Kriterien junge Menschen ihren Lebensweg planen, wie gross der Einfluss der Eltern ist und was es bei der „richtigen“ Wahl zu beachten gilt, erzählt Peter Schulz im Interview mit Christian Dueblin.

Dueblin: Herr Schulz, Sie beschäftigen sich seit vielen Jahren als Management-Berater, Trainer und Coach mit Top-Managern, aber auch mit Jugendlichen und ihrer Arbeits- und Studienwelt. Wo sehen Sie Unterschiede bei der Beratung dieser Altersgruppen?

Peter Schulz: Die beiden Altersgruppen stehen in völlig unterschiedlichen Job- und Lebenssituationen mit einem entsprechend unterschiedlichen Blick aufs Leben. Dementsprechend sind die Fragestellungen anders, und wir schöpfen aus einer anderen Erfahrungsquelle. Trotzdem gibt es Parallelen: Jung oder Alt will Freude am Job haben, möchte einen Sinn im Tun erkennen und ein gewisses Mass an Anerkennung und Erfolg haben. Gleichzeitig sind beide Gruppen von einem Sicherheitsdenken geprägt, die Älteren sicher noch etwas mehr. Insgesamt sind aber die Unterschiede innerhalb der Altersgruppen mindestens so gross, wie diejenigen zwischen den Altersgruppen und werden stark geprägt von der Unterschiedlichkeit der Persönlichkeit. Die Generation Y auf der einen Seite und die gestandenen Manager auf der anderen Seite sind nicht einfach in sich homogen.

In Bezug auf die Zukunftsplanung sind junge Menschen häufig überfordert durch die vielen Möglichkeiten, die das Leben ihnen bietet. Erstaunlich ist für mich aber auch, wie wenig entwickelt gleichzeitig die Vorstellungen gestandener Führungskräfte über die eigene mittelfristige Zukunft oft sind. Sie haben, oder nehmen sich, kaum Zeit für dieses Thema und sind nicht selten in ihrem Hamsterrad gefangen, das täglich gedreht werden muss. Werden sie gezwungen, bspw. durch einen Jobverlust, Krankheit oder eine Sinnkrise, sich von dem Rad zu verabschieden, wissen viele überhaupt nicht, wie sie ihre eigene Zukunft anpacken sollen.

Dueblin: Manager werden dafür entlöhnt, dass sie Probleme im Sinne eines Unternehmens lösen, in der Regel für andere. Wie ist es zu erklären, dass ihnen das bei anderen oft gelingt, nicht aber bei sich selber?

Peter Schulz: Ja, diese oft sehr hochbezahlten Manager haben gelernt, unternehmerische Strategien und Ziele zu entwickeln und zu verfolgen. Sie verfügen über sehr gute Werkzeuge, um ihre, oder ihnen vorgegebene, Ziele zu erreichen. Viele von ihnen sind auch sehr erfolgreich. Auf diesem Erfolgsweg nehmen sich nur wenige Manager Zeit, über sich selbst und das Leben nachzudenken. Oft erreichen sie „Höhen“, auf denen keine direkte Kritik mehr auf sie zukommt. Kritik wird von ihrem Umfeld abgewehrt und verunmöglicht. Es kommt dazu, dass Unternehmen selten bereit sind, sich mit Führungskräften auseinanderzusetzen, welche Dinge in Frage zu stellen beginnen. Ich habe oft beobachtet, dass sich solche Manager über kurz oder lang vom Unternehmen trennten oder trennen mussten. Entweder Du machst voll mit, oder Du gehst. Der Erfolg zählt und nicht das Wohlbefinden. Auf das eigene Leben werden die Management-Werkzeuge deshalb kaum sinnvoll angewandt.

Mit steigendem Einkommen und Komfort wächst auch die Angst, seine Privilegien wieder verlieren zu können. Der grosse Lohn geht in die Familie, die ihre Ansprüche geltend macht. Auf dem Lohn-Plan steht ein grosses Haus, Schul- und Studienkosten müssen bezahlt werden und man leistet sich schöne, dem Lohn angepasste Ferien. Auf all das will der Manager nicht mehr verzichten, oft auch seine Familie nicht. Auffällig ist durchs Band, dass diesen Managern vertrauensvolle Sparringpartner, mit denen sie offen über persönliche und unternehmerische Probleme und Herausforderungen sprechen können, fehlen. Ganz sicher finden sich diese nicht im Geschäftsumfeld. Und nicht selten hat die eigene Familie die Erfahrung in der Geschäftswelt nicht, um erkennen zu können, wie schwierig das berufliche Leben ist. Ein zunehmend starkes Sicherheitsdenken führt schliesslich dazu, dass diese Menschen oft nicht bereit sind, ihr eigenes Leben auch unternehmerisch anzupacken. Diese Einstellung konditioniert das Denken in einem besonderen Masse.

Dueblin: In einer kürzlich erfolgten Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), die Sie zusammen mit Ihrem Arbeitgeber in Auftrag gegeben haben, wird aufgezeigt, wie wichtig Bezugspersonen, somit auch Sparringpartner, für die Studien- und Berufswahl von jungen Menschen sind. Wie würden Sie den Stellenwert von Freunden und der Familie auf die Berufs- und Studienwahl beschreiben?

Peter Schulz: Eltern und Freunde, das zeigt die Studie ganz schön, sind sehr wichtige Sparringpartner für junge Menschen. Sie haben auf die Zukunftsentscheidungen den grössten Einfluss. Nur sind auch diese Bezugspersonen manchmal sehr unsicher, was ihre Effektivität für ihre Sparringfunktion relativiert. Diese Bezugspersonen, und hier vor allem die Eltern, empfinden den Druck oft intensiver als die Jugendlichen selbst. Das sieht man bspw. bei Eltern, die sich um die Zukunft ihrer Kinder sehr grosse Sorgen machen, weil sie nur das Beste für ihre Kinder wollen. Diese Einstellung erzeugt grossen Druck auf die Jugendlichen, der für die Berufs- und Studienwahl nicht förderlich ist.

Peter Schulz (c) Peter Schulz

Peter Schulz (c) Peter Schulz

Dueblin: Wie sollten Eltern denn mit ihren Kindern umgehen, wenn sie sich gut gemeint einbringen wollen?

Peter Schulz: Wenn die Eltern den Entscheid-Prozess auf gute Weise mitmoderieren, indem sie ihre Erfahrung einbringen, ihrem Nachwuchs Feedbacks geben, wie sie ihn erleben, und vor allem alle Schritte auf dem Entscheidungsweg mit Ermutigung und tatkräftiger Unterstützung begleiten, ist das wunderbar. Das setzt aber voraus, dass man sich für die Kinder viel Zeit nimmt, Fragen stellt und vor allem zuhört.

Spiegeln Sie Ihre Beobachtungen über Ihren Nachwuchs, vor allem die Stärken, die positiven Charaktereigenschaften und alle Themen, bei welchen Sie das Herzblut Ihrer Kinder erkennen können! Erzählen Sie aus dem eigenen Berufsleben! Ermöglichen Sie praktische Einsätze! Schaffen Sie Kontakte mit Vertretern verschiedener Berufe! Helfen Sie beim Finden einer guten Beratung! Diese Vorgehensweise ist geprägt von Wertschätzung für einen jungen Menschen.

Auferlegen Eltern ihrem Nachwuchs aber ihre Wünsche oder Ängste, eigene unerfüllte Träume oder den Anspruch auf einen bestimmten gesellschaftlichen Status, dann führt das in der Regel nicht zum erhofften Lebensglück. Eltern sollten die eigenen Motive bei der Begleitung der Jugendlichen deshalb sorgfältig hinterfragen, was nicht ganz einfach ist. Auch Druck ist selten hilfreich. Denken Sie daran, dass der Entscheidungsprozess Zeit braucht. Manchmal ist deshalb ein Zwischenjahr gepaart mit neuen Erfahrungen extrem wertvoll. Junge Menschen können Praktika machen, Reisen unternehmen oder hier oder in einem anderen Land sozial tätig sein. Ist der Entscheidungsprozess aber schwierig, dann hilft mehr Zeit allein nicht.

Der richtige Berufs- und Studienweg führt über ein geschärftes Bewusstsein über Stärken, Interessen, Bedürfnisse und Werte. Nur so können junge Menschen ihren gewünschten beruflichen Rahmen eigenständig und selber abstecken. Der Prozess, so weit zu kommen, ist aber nicht immer ganz einfach und bedarf manchmal professioneller Unterstützung.

Dueblin: Was hat Sie überhaupt veranlasst, zusammen mit der FHNW und in Partnerschaft mit der Universität Basel eine Studie über die Studienwahlentscheidungen von Jugendlichen in Auftrag zu geben?

Peter Schulz: Wir wollten mehr über die jungen Menschen erfahren, wie sie mit einer solch wichtigen Entscheidung, wie etwa der Studienwahl, umgehen, welche Unterstützung sie bereits in Anspruch nehmen und welche Erfahrungen sie damit machen. Wir wussten ja durch unsere Beratungstätigkeit vor allem viel über das Wesen von Führungskräften. Viele von uns haben im jungen Alter ebenfalls die Erfahrung der Verunsicherung bei der Studien- oder Berufswahl gemacht und auch damit, dass die vorhandenen Angebote doch nicht immer die notwendige Klarheit brachten, vor allem wenn die Vorstellung über die eigene Zukunft und die eigene Persönlichkeit noch wenig entwickelt waren. Uns interessierte somit auch, ob das immer noch so ist und ob die vermutete Notwendigkeit zusätzlicher Unterstützung junger Menschen bezüglich ihrer Zukunftsplanung auch gegeben ist. Ausserdem begeisterte uns von Anbeginn, dass die FHNW sich in der Wirtschaftswelt nach praktischen Studienprojekten für die eigenen Studenten umsieht. Dieser Praxisbezug ist für beide Seiten enorm befruchtend.

Dueblin: Die Studie ist sehr umfassend und sie zeigt, wie vielfältig die Gründe für die Wahl eines bestimmten Studiums oder Berufes sind. Ganz spannend scheint mir die Dimension des Zufalls bei der Wahl eines Studiums oder Berufes zu sein. Offenbar spielt dieser eine sehr entscheidende Rolle bei vielen Menschen.

Peter Schulz: Ganz zufällig sind ja die gewählten Wege dann doch nicht. Bewusst oder unbewusst nehmen junge Menschen Werkzeuge in die Hand, die ihrer Entscheidung eine gewisse Ausrichtung geben. Da gehören die Intuition dazu, die Beobachtung der eigenen Interessen, das Gespräch und etwa der Besuch von Informationsveranstaltungen. Nur wissen sie oft nicht, welche Fragen sie überhaupt beantwortet haben müssen, oder sie erhalten nicht die notwendige Sicherheit, wie sie mit den Informationen umgehen müssen. Kann man nicht die richtigen Fragen stellen, kommt man auch zu keinen guten Antworten.

Der Zufall – andere nennen es vielleicht auch Fügung – gehört zu unserem Leben dazu. Schauen Sie die Lebensgeschichten von berühmten Menschen an. Es spielt eine Rolle, wem ich zu welchem Zeitpunkt begegne, welche Erfahrungen ich mache und ob mich diese in eine bestimmte Richtung zu gehen ermutigen oder mehr entmutigen. Das werde ich mit der besten Planung nicht ausschliessen, und seien wir ehrlich auch nicht ausschliessen wollen. Das Leben bleibt spannend und interessant, wenn ich ihm mit einer gewissen Offenheit begegne.

Dueblin: Selber einige Studien und Schulen hinter mir habend, habe ich mich selber bei der Lektüre der Studie gefragt, ob jemals eine Schule oder eine Uni die Frage gestellt hat, ob eine bestimmte Schule oder ein Studium für mich und andere Sinn macht, was ich nach längerem Überlegen mit einem klaren Nein beantworten musste. Das ist doch eigentlich ganz erstaunlich, wenn man nur schon sieht, wie viele Kosten durch Studienabbrüche entstehen. Warum werden solche Fragen nicht gestellt?

Peter Schulz: Das ist eine gute Frage und sie hat, wie Sie sagen, eine ökonomische Dimension, da das Nichtstellen dieser Frage zu hohen Kosten führt, die mindestens teilweise verhindert werden könnten. Es gibt Stimmen, die behaupten, dass das gar nicht die Aufgabe beispielsweise einer Universität sei. Andere wüssten möglicherweise gar nicht, was sie denn mit den Studenten besprechen könnten. Noch andere sind der Meinung, dass es eben zum Leben dazugehört, seine Erfahrungen zu machen, auch wenn daraus der Abbruch des Studiums resultiert. Auf der Seite der Studierenden oder Lernenden sieht es oft nicht besser aus: Manche wollen sich nicht vertieft damit abgeben, andere wissen nicht, wie sie es anpacken sollen. Dann habe ich sowohl in der Schweiz wie in Deutschland schon eine ganze Reihe junger Menschen erlebt, die durch billige Persönlichkeitsprofile und oberflächliche Beratung, die teilweise auch über die Schulen angeboten und durchgeführt wurden, immunisiert sind für weitergehende Beratungen. Dabei müsste bei solchen Beratungen eine sehr hohe Qualität angestrebt werden. Es bedarf dazu auch Erfahrung. Viele Studienabbrüche stehen im Übrigen gerade in einem direkten Zusammenhang mit unklaren Berufszielen.

Dueblin: Das gilt aber auch für Unternehmen, nicht nur für Fachhochschulen und Universitäten, die Ressourcen verlieren, weil die falschen Menschen am falschen Ort arbeiten…

Peter Schulz: Das ist ganz richtig. Unternehmen sind besonders gefordert. Viele Unternehmen machen das auch ganz ausgezeichnet. Manchmal hat das mit dem Unternehmen aber nur insofern zu tun, als speziell fähige Personen mit vielen Erfahrungen und guter Intuition für die Lehrlinge oder jungen Nachwuchskräfte als zuständig bezeichnet werden. Das ist schon sehr viel, reicht aber oft nicht aus. Unternehmen könnten systematische Karriereplanungen anbieten und gestützt aus den daraus resultierenden Erkenntnissen die richtigen Weichenstellungen vornehmen, ohne grossen Aufwand betreiben zu müssen. Schliesslich lohnt sich das für ein Unternehmen. Ein Mitarbeitender am falschen Ort kann für beide Seiten teuer enden. Ich persönlich erlebte vor vielen Jahren ein ganzes Trainee-Jahr in einer Bank, samt Übertritt in eine erste Festanstellung, ohne dass sich auch nur ein einziges Mal jemand mit mir auseinandergesetzt hätte. So geht es auch heute sehr vielen jungen Menschen. Wir stehen diesbezüglich mit einer ganzen Reihe von Unternehmen im Gespräch.

Dueblin: Wie Sie eben sagten, hört man hin und wieder, dass das Scheitern ein ganz wichtiger Punkt sei im Leben und dass es halt hinzunehmen sei, dass man vielleicht ein Studium abbricht, einen Job wechselt, um im Beruf glücklich werden zu können. Sehen Sie das auch so?

Peter Schulz: Scheitern gehört zum Leben und macht uns für das Umfeld manchmal überhaupt erst geniessbar. Scheitern kann mich zudem von falschen Vorstellungen befreien, weil eine Enttäuschung ja eine Täuschung aufdeckt. Ein richtiger Umgang mit Scheitern macht mich weise, wenn ich daraus lernen kann. Viele trifft ein Scheitern wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Es ist dann oft anfänglich nicht so einfach, damit umzugehen. Einem jungen Menschen im Moment des Scheiterns beizubringen, dass er nun damit umgehen müsse und dann schon alles besser werde, ist nicht so einfach. Darum müssen wir jungen Menschen zeigen, wie sie mit Misserfolgen umgehen können. Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass wir für den Erfolg geschult, aber kaum auf ein Scheitern vorbereitet werden? Dabei erlebt ein Grossteil der Menschen auch Scheitern. Aber Achtung: Sie müssen die richtigen Erkenntnisse aus dem Scheitern ziehen und daran wachsen. Sonst kann das Scheitern zerstörend wirken und krank machen.

Dueblin: Es sind sehr viele mögliche Kriterien, die zur Wahl einer Lehre oder eines Studiums führen. Welches sind Ihres Erachtens die wichtigsten Punkte, welche ein Lehrling, Maturand oder sonst eine junge Person bei der Wahl der beruflichen Tätigkeit hinterfragen sollte?

Peter Schulz: Die Ausbildung hat ein Ziel: den Einstieg in die Berufswelt. Deshalb muss der Blick auch auf die Zeit nach der Ausbildung gerichtet werden. Vor allem bei den höheren Ausbildungen wird viel zu oft vor allem die Ausbildung selber angeschaut, also das Fach. Die jungen Menschen sind es gewohnt, in Schulfächern zu denken. Glauben Sie mir: Für das Arbeitsglück ist dieses oft gar nicht so entscheidend. Viel wichtiger ist die Frage, was ich den ganzen Tag so machen und in welchem Umfeld ich mich bewegen werde. Passt das Umfeld zu mir und ich zum Umfeld? Woraus sollte der Arbeitsalltag bestehen? Welche Aufgaben und Rollen entsprechen meinen natürlichen Neigungen? In welchen Strukturen kann ich mich entfalten? Wie sollte das Beziehungsumfeld gestaltet sein, insbesondere auch das Verhältnis zu den Vorgesetzten? Was kann und möchte ich einem Unternehmen oder der Gesellschaft bieten? Gibt es Aufgaben, bei welchen mein Herz höher schlägt? Spüre ich sogar so etwas wie eine Berufung?

Dueblin: Mit MyDestination haben Sie, auch auf Grundlage der besagten Studie und Ihrer Erfahrungen in der Beratung, ein Konzept erarbeitet, mit dem junge Menschen herausfinden können, was für sie geeignet ist und was vielleicht weniger geeignet ist, oder sagen wir, nicht zum Berufs-Glück führt. Wie funktioniert MyDestination?

Peter Schulz: Jeder Mensch ist einzigartig und hat ein Set an Eigenschaften mit auf den Weg bekommen oder durch Erfahrungen entwickelt. Ich glaube fest daran, dass dieses Set etwas mit unserer Berufung zu tun hat. Dieses Set ermöglicht es uns, Firmen, oder überhaupt unserer Gesellschaft, einen Mehrwert zu bieten. Wir sind wie ein Puzzleteil, das einen Platz in der Gesellschaft einnehmen kann und dort seine Wirkung entfaltet, nur mit dem Unterschied, dass es für uns mehr als einen Platz geben kann, eher ein Feld, welches wir einnehmen dürfen und sollen. Diese Haltung hat viel mit Wertschätzung zu tun, egal welche Voraussetzungen jemand mitbringt.

Dieses Set zu verstehen, hat viel mit Beobachtung zu tun. Schauen Sie zurück in die eigene Kindheits- und Jugendzeit. Wo haben sich diese Eigenschaften, welche Sie heute der Gesellschaft zur Verfügung stellen, bereits gezeigt? Sie waren mehr oder weniger ausgeprägt bereits da. Gerade bei Menschen, die sich bei der Berufs- und Studienwahl schwer tun, ist es nun wichtig, sich mit diesem Set auseinanderzusetzen. Denn das Wissen über die eigenen positiven Eigenschaften führt auch zu Selbstvertrauen. Dies ist ein wichtiger Teil unseres Programms. Wie Detektive sammeln wir Informationen, interpretieren und bewerten sie und stellen sie in Bezug zu unserer Zukunft.

Das Programm besteht aus diesen Gesprächs-Einheiten und ist verbunden mit einem schon seit Jahrzehnten bewährten und international eingesetzten Persönlichkeitsprofil, welches unsere gesammelten Informationen nochmals bestätigt, ergänzt und eventuell auch hinterfragt. Dieses zeigt aus dem Vergleich mit Berufsleuten, welche ihren Job schätzen, auch bereits eine Reihe von Berufsideen auf. Ganz wichtig ist uns, dass junge Leute lernen, über sich zu sprechen! Eine klar und motivierend formulierte Selbstdarstellung ist der Schlüssel, dass die Teilnehmer sich auch wirklich selber verstanden haben und zu ihren Vorstellungen stehen. Das hat auch unsere Erfahrung in der Beratung von Führungskräften gezeigt. Wer darüber sprechen kann, für was er steht, was er kann, was er vom Umfeld braucht und zu welchen Werten er steht, der hat alle Voraussetzungen, um gute Entscheidungen zu fällen und wird vom Umfeld verstanden. Und nicht zuletzt beobachten wir, wie in diesem Moment das Selbstbewusstsein spürbar wächst.

Dueblin: Ausserdem entwickeln und bewerten wir natürlich Ausbildungs- und Berufsoptionen. Ein terminierter Massnahmenplan rundet das Programm ab. Wer will, kann sich weiter begleiten lassen. Manche erarbeiten dann zusammen mit uns gleich noch ihren Lebenslauf.

Peter Schulz: Das passiert einzeln oder in Gruppen und mit viel Vor- und Nacharbeit. Die jungen Menschen können sich nach einem solchen Programm selber besser verstehen und gegen aussen darstellen. Das ist ganz wichtig, wenn man sich bei einem Unternehmen bewirbt. Was mich aber oft ganz besonders freut: Junge Menschen gewinnen an Selbstvertrauen, Klarheit und Mut, was wiederum Quelle der Kraft sein kann.

Dueblin: Sehr geehrter Herr Schulz, ich bedanke mich für dieses Gespräch und wünsche Ihnen und Ihrem Projekt weiterhin viel Erfolg!

(C) 2014 by Christian Dueblin. Alle Rechte vorbehalten. Anderweitige Publikationen sind nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors gestattet.

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